Logopädie für Kinder und Jugendliche
Sprachentwicklungsstörung (SES)
Bei einer Sprachentwicklungsstörung (SES) weicht die kindliche Sprachentwicklung in mindestens drei der vier Sprachbereiche (Sprachverständnis, Wortschatz, Artikulation, Grammatik) sowohl zeitlich als auch strukturell stark von der Entwicklung Gleichaltriger ab. Im Gegensatz zu einer Sprachentwicklungsverzögerung (SEV) können die auftretenden Einschränkungen und zeitlichen Verzögerungen bei einer Sprachentwicklungsstörung nicht mehr eigenständig vom Kind aufgeholt werden. Einer SES liegen häufig Grunderkrankungen während des sprachsensiblen Alters zwischen dem 2. und 3. Lebensjahr zugrunde (z. B. Hör- oder Sehstörung, häufige Mittelohrentzündungen, Wahrnehmungs- und Aufmerksamkeitsstörungen etc.). Sie können aber auch isoliert sowie ohne erkennbare Ursache auftreten.
Aussprachestörungen (Dyslalie)
Kann das Kind die Laute nicht bilden oder bildet sie inkorrekt, nennt man dies phonetische Störung. Wenn das Kind die Unterscheidung von verschiedenen Lauten nicht beherrscht und sie daher nicht korrekt anwendet, spricht man von einer rein phonologischen Störung.
Phonetische Störungen
Eine häufig auftretende phonetische Aussprachestörung ist vor allem die Fehlbildung des Lautes /s/, auch Lispeln (Sigmatismus) genannt.
Wenn motorische Ursachen zu Grunde liegen, können Kinder Schwierigkeiten haben, einzelne Laute oder Lautverbindungen zu bilden.
Phonologische Störungen
Bei phonologischen Aussprachestörungen wendet das Kind zum Beispiel Ersetzungen an: Es sagt beispielsweise "Sule" statt "Schule" oder "Tissen" statt "Kissen". Eine weitere Möglichkeit ist, dass das Kind die Laute auslässt: "Nopf" anstatt "Knopf" oder "Bume" statt "Blume". In der Regel können die Kinder die Ziellaute motorisch bilden, wissen jedoch nicht, in welchen Wörtern sie diese gebrauchen müssen. Kindern mit diesen Symptomen fehlen sogenannte „phonologische Fähigkeiten“: Sie sind nicht oder nur zum Teil in der Lage, den Inhalt eines Wortes zu verstehen oder können die lautliche Form eines Wortes nicht sicher verarbeiten.
Myofunktionelle Störungen
Eine myofunktionelle Störung (Myo) betrifft das muskuläre Gleichgewicht der am Sprechen und Schlucken beteiligten Muskulatur (Zunge, Lippen, Wangen, Mimik) und kann sowohl die Bewegungs- als auch die Koordinationsabläufe im Mund-Gesicht-Bereich beeinträchtigen. Dementsprechend treten sie häufig in Kombination mit einer Störung des Lauterwerbs (Dyslalie) oder einer Schluckstörung (Dysphagie) auf.